Das Projekt
Wie sieht der Unterricht in Religionslehre aus? Mit welchen Methoden arbeitet das Fach? Und wie lassen sich Religionen eigentlich erkunden? – So lauten die Fragen am EF-Info-Anlass im Februar. Eine von vielen Möglichkeiten ist, Religionsgemeinschaften zu besuchen und mit ihren Vertreter*innen zu sprechen.
von Matthias Kuhl
In diesem SOL-Projekt hatten die Schüler*innen des EF Religionslehre den Auftrag, eine Religionsgemeinschaft ihrer Wahl zu porträtieren – nicht nur auf Grund von Büchern, Internet und Unterrichtsmaterialien, sondern auch auf der Grundlage eines eigenen Erkundungsgangs und einem persönlichen Gespräch mit einer Person der gewählten Religionsgemeinschaft.
«Entgegen meinen Erwartungen fanden wir sehr schnell eine passende Religionsgemeinschaft sowie eine Person, die bereit war, unsere Fragen zu beantworten.»
Schüler*in des EF Religionslehre
Religionslandkarte Bern
Im Herbst 2021 hat der Kanton Bern eine «Religionslandkarte» veröffentlicht, auf der die Religionslandschaft des Kantons Bern erkundet werden kann. Zahlreiche Religionsgemeinschaften im Kanton Bern werden auf der Karte als farbige Punkte dargestellt. Bei einem Klick auf einen farbigen Punkt werden Name, religiöse Zugehörigkeit, Standortangaben und Kontaktdaten der jeweiligen Religionsgemeinschaft gezeigt.
Die Karte dokumentiert «Versammlungsorte von Religionsgemeinschaften, die sich regelmässig zu Feiern und Ritualen ihrer Tradition und zu persönlichem Austausch treffen» und wurde «bewusst wertfrei gestaltet». Um dies zu gewährleisten, bleiben die Angaben zu den einzelnen Religionsgemeinschaften sehr beschränkt. Wer mehr erfahren möchte, wird auf die Websites und die Kontakte der Religionsgemeinschaften selbst verwiesen.
Religionsvielfalt Luzern
Das Religionswissenschaftliche Seminar der Universität Luzern dokumentiert seit 2004 die Religions-, Glaubens- und Ritualgemeinschaften im Kanton Luzern. Auf der interaktiven Karte zur Religionstopographie werden alle Gemeinschaften als farbige, mit Symbolen versehene Marker verzeichnet. Bei einem Klick wird eine neue Seite geöffnet, auf der nicht nur Kontaktangaben, sondern auch detaillierte Informationen zu der jeweiligen Religionsgemeinschaft zu finden sind.
Das Projekt dokumentiert alle Gruppen ab ca. acht Personen im Kanton Luzern, die sich regelmässig, d.h. einmal pro Monat treffen. Neben einem kürzeren Text zu Einordnung, Entstehung, Geschichte und Tätigkeit der jeweiligen Religionsgemeinschaft gibt es oft kleinere Reportagen, Berichte oder Beschreibungen der Räumlichkeiten, dazu einige Bildergalerien oder Links auf externe Medien.
«Religionsvielfalt Bern»
In diesem SOL-Projekt wird ein bescheidener Anfang gewagt, die vielfältige Religionslandschaft im Kanton Bern zu erkunden. Als Grundlage dient die Berner «Religionslandkarte» und nach dem Vorbild aus Luzern wird die Karte um Porträts der Religionsgemeinschaft ergänzt.
In Dreiergruppen haben die Schüler*innen des EF Religionslehre Porträts einer von ihnen gewählten Religionsgemeinschaft erstellt. Grundlagen für das Porträt waren Internet- und Materialrecherchen sowie ein Gespräch mit einer Person aus der jeweiligen Gemeinschaft.
«Ich hatte mich auf das Gespräch gefreut und war sehr motiviert, andererseits wusste ich nicht ganz, was mich erwartete. Das hat mich etwas nervös gemacht.»
Schüler*in des EF Religionslehre
Im Kurs wurden unverzichtbare Inhalte der Porträts zusammengetragen, von optionalen Inhalten unterschieden und von Nicht-Inhalten abgegrenzt. Gemeinsam wurden auch einige Vorgehensweisen bei der Vereinbarung, Durchführung und Dokumentation der Gespräche mit den Vertreter*innen der Religionsgemeinschaften bedacht und schliesslich die Vorgaben betreffend Umfang, Strukturierung, Formatierung von Texten und Bildern betrachtet.
Fünf Porträts
Auf diese Weise sind fünf Porträts von Religionsgemeinschaften in der Stadt Bern entstanden. Diese Porträts sind subjektiv von den Eindrücken der Schüler*innen geprägt, sie basieren auf persönlichen Begegnungen mit den Menschen aus den verschiedenen Gemeinschaften und zeigen, wie die Schüler*innen engagiert fragend und interessiert eine konkrete Gemeinschaft erkunden.
«Als das Interview schlussendlich stattfand, stellten sich meine Befürchtungen als unbegründet heraus.»
Schüler*in des EF Religionslehre
Dabei weist die Erkundung einer konkreten Religionsgemeinschaft stets mehrfach über sich hinaus: Neben einer Konkretisierung des Wissens über diese spezifische Gemeinschaft werden uniforme Konzepte von Religionstraditionen ausdifferenziert und eine innerreligiöse Pluralität erkennbar. Zudem generiert die Erkundung einer Religionsgemeinschaft nicht nur Wissen über diese konkrete Religionsgemeinschaft, sondern auch über Religionsgemeinschaften allgemein sowie nicht zuletzt auch Erfahrung und Wissen über die Methoden bei der Erkundung von Religionsgemeinschaften.
«Ich höre Leuten gerne zu und möchte verstehen, wieso sie etwas tun oder glauben. Das hat mir während des Projekts sehr geholfen, weil ich mich in unsere Interviewperson und in die Mitglieder der Religionsgemeinschaft hineinversetzen musste. Deswegen hat mich auch die Motivation hinter der Arbeit unseres Interviewpartners besonders interessiert.»
Schüler*in des EF Religionslehre
Dank
Ein herzlicher Dank geht an die Schüler*innen des EF Religionslehre sowie die Vertreter*innen der porträtierten Religionsgemeinschaften!