Dromtönpa: Ort des Miteinander

Bild: Raja Bamert, Serena Bernhard und Yael Hartenbach

Das Zentrum für Kadampa Buddhismus heisst alle willkommen, die im Inneren Ruhe suchen, um im Äusseren Frieden zu ermöglichen. Das Zentrum bietet ein breites Spektrum an Angeboten unabhängig von Vorkenntnissen und Religion. Es steht jedem offen, der sich auf die Reise nach wahrem Glück und Freiheit begeben will. 

von Raja Bamert, Serena Bernhard und Yael Hartenbach

Die Begründung des Kadampa Buddhismus

Im Jahr 1994 kam Geshe Kelsang Gyatso Rinpoche aus dem Tibet in den Westen. Er wurde von seinem Lehrer beauftragt, die Lernbereitschaft der Westler gegenüber dem Buddhismus zu testen. In England gründete der spirituelle Meister sein erstes buddhistisches Zentrum. Bewohner aus aller Welt reisten an, um seine Kurse zu besuchen und seine Bücher zu studieren. Seine Kurse thematisierten die neue Kadampa-Tradition, die zum Mahayana-Buddhismus gehört. Unter den Besuchern seiner Schulungen, waren auch viele Schweizer, die ihr Wissen mit in die Schweiz brachten und hier begannen, buddhistische Zentren aufzubauen. Darunter war auch die Hauptlehrerin des Dromtönpa Zentrums in Bern. Sie wurde gebeten, in Bern Schulungen anzubieten und ihr Wissen weiterzugeben. Anfangs galt das Berner Zentrum als Unterzweig des Zürcher Zentrums, doch es wurde später eigenständig und bekam den Namen «Dromtönpa». Was dafür steht, dass die Hauptlehrerin nicht ordiniert ist. 

Der Kadampa Buddhismus ist eine besondere Tradition des Mahayana-Buddhismus, die vom Ehrwürdigen Atisha (982–1054) gegründet wurde. Im Wort «Kadampa» bezieht sich «Ka» auf alle Sutren und tantrischen Lehren des Buddha, und «dam» auf die besonderen Unterweisungen von Atisha, die «die Stufen des Pfades» genannt werden. Kadampas sind Praktizierende, die das gesamte Wissen der Lehren des Buddha als persönliche Ratschläge verstehen und gemäss den Anleitungen von Atisha in ihr tägliches Leben integrieren. Der moderne Kadampa Buddhismus ist eine besondere, praktische Einführung in die Lehre Buddhas, insbesondere für Menschen in der modernen Welt. Er wurde vom bekannten buddhistischen Meister Geshe Kelsang Gyatso Rinpoche eingeführt.

Geshe-la, wie er von seinen Schülern liebevoll genannt wird, hat sein ganzes Leben der Begründung des modernen Kadampa Buddhismus gewidmet. Durch die Verbreitung seines Wissens wuchs die Anzahl an Zentren des Kadampa Buddhismus weltweit auf 1300. Darunter auch das Dromtönpa Zentrum in Bern.

Wie gemeinsam Hindernisse überwunden werden 

Damit ein Zentrum funktionieren kann, benötigt es Mitarbeiter, die bestimmte Aufgaben übernehmen. So gibt es auch im Dromtönpa Angestellte, die für einen bestimmten Bereich verantwortlich sind. Kadam Hélène Oester, langjährige Schülerin von Geshe Kelsang Gyatso und Zentrumslehrerin, gründete 1995 den gemeinnützigen Verein. Sie ist stets dabei und leitet regelmässig, neben den fünf anderen LehrerInnen, die verschiedenen Kurse, Meditationen und Zeremonien. Die Zeremonien finden in einem bestimmten Raum statt, in dem sich ein Altar, gewidmet an Geshe Kelsang Gyatso, befindet. Vor dem Altar befinden sich, halbkreisförmig verteilt, einige Sitzplätze, und in der Vitrine geschützt, wichtige buddhistische Figuren, die zur Verehrung dienen.

Claude Graf selbst ist seit eineinhalb Jahren für die Administration zuständig. Sie kümmert sich um die Kommunikation, meist über E-Mail.

Bild: Raja Bamert, Serena Bernhard und Yael Hartenbach

Claude Graf ist protestantisch aufgewachsen und war bereits als Kind sehr religiös. Sie besuchte viele Gottesdienste, doch hatte schon immer eine skeptische Haltung gegenüber den Erklärungen der Pfarrer. Für Claude Graf reichten deren Geschichten nicht aus. Als sie auf das Buch einer amerikanischen Schauspielerin stiess, die ihre Erfahrung im Tibet beschrieb, war sie sofort interessiert und wollte mehr erfahren. Im Jahr 1994 fanden im Käfigturm in Bern auf drei Abende verteilt Vorträge über den Tod statt, und dies war genau das, was sie gesucht hatte. Claude Graf beschreibt diese Erfahrung als ein Nachhausekommen: das Karma habe sie zu dieser Gemeinschaft geführt. Ihr Mann war dem Buddhismus gegenüber anfangs sehr skeptisch, doch nachdem er mit ihr einen Vortrag besucht hatte, änderte sich seine Meinung und begleitete sie regelmässig. Auf die Frage, wie ihre Religionsangehörigkeit ihren Alltag beeinflusst, erzählt Claude Graf, dass sie aufgrund des Karmas viel mehr Wert auf Ehrlichkeit und Frieden legt.

Den Bereich der Buchhaltung übernimmt eine treue Angestellte, die den Job seit zwanzig Jahren ausübt, und eine Nonne aus Luzern gestaltet die Flyer und pflegt ausserdem auch noch die Website der Organisation. Dromtönpa ist ein Verein und besteht aus etwa fünfzehn bis zwanzig Mitgliedern, die alle freiwillig arbeiten. Hauptberuflich machen sie also etwas anderes und es ist deshalb von grosser Bedeutung, dass ihr Teil aus Freude und mit Verantwortung gemacht wird. 

Das Zentrum wird nicht vom Staat finanziell unterstützt. Es ist ein gemeinnütziger Verein. Um Dromtönpa also aufrecht erhalten zu können, benötigt der Verein jährliche Spenden sowie die Einnahmen durch die Kurse. Dazu verkaufen sie kleine Accessoires, wie Gebetsketten, an der Theke im Eingangsbereich.

Bild: Raja Bamert, Serena Bernhard und Yael Hartenbach

In der Schweiz kann man ohne Probleme unabhängig von finanzieller Unterstützung des Staats ein Zentrum betreiben. Bei der Gründung kam es aber leider trotzdem teilweise zu Komplikationen. Hindernisse waren juristische Probleme, aber auch Zwischenmenschliches. Beispielsweise ist nicht jeder gleich zuverlässig bezüglich seiner Aufgaben im Zentrum. Dadurch, dass es freiwillige Arbeiten sind, werden sie oft unvollständig oder zu spät erledigt. Doch solche Konflikte kann das Team, durch ihre gemeinsame Zielverfolgung, gut meistern. 

«Die Aufgabe der Buddhisten ist es zu beten, beziehungsweise zu akzeptieren und alle als Freunde anzusehen.»

Claude Graf

Das Dromtönpa Zentrum verfolgt verschiedene buddhistische Ziele. Wesentlich sind für sie aber die Erleuchtung, die Ausübung von Geduld, um innere Ruhe zu bewahren, als auch die Wertschätzung aller Lebewesen. Die grundlegenden Ziele des Glaubens, übermittelt von den Lehrer:innen, bringen die Leute immer wieder zusammen und führen zu einem friedlichen Miteinander.

Gelebter Buddhismus im Herzen von Bern 

Das Dromtönpa Zentrum für Kadampa Buddhismus in Bern hat verschiedene Programme im Angebot. Die Gemeinschaft bietet eine grosse Bandbreite an Kursen sowie Meditationen in unterschiedlichen Niveaus an. Es gibt Kurse für Anfänger aber auch für Fortgeschrittene. Das Angebot beinhaltet ein Grundlagenprogramm als auch erweiterte Kurse wie zum Beispiel Pujas.

Das Grundlagenprogramm gibt den Teilnehmenden die Möglichkeit, grundlegende Themen des modernen, zeitgenössischen Buddhismus systematisch zu studieren und zu meditieren. Es basiert auf sechs Studientexten des Geshe Kelsang Gyatso Rinpoche. Die Teilnehmer melden sich jeweils für ein Thema an. Der Fokus liegt dabei auf den praktischen Anwendungen der buddhistischen Lehren im eigenen Leben. Der Unterricht umfasst Anweisungen, Meditationen und Diskussionen. 

Unter der Zeremonie Puja verstehen die Buddhistinnen und Buddhistinnen eine feierliche Handlung zu Ehren von Buddha, beziehungsweise zur Vertiefung ihres Glaubens und zum Aufbau des Karma. Eine Puja ist an keinen Tag oder Ort gebunden. Daher bietet Dromtönpa diese Meditationsart wöchentlich an, damit ihre Mitglieder ihre spirituelle Kraft dann stärken können, wenn sie es am meisten brauchen. Eine der häufigsten Pujas im Dromtönpa Zentrum ist Tara Puja. Diese wird als Gesangsmeditation praktiziert und dient der Befreiung von Leid.

Bild: Raja Bamert, Serena Bernhard und Yael Hartenbach

Das Dromtönpa Zentrum veranstaltet wöchentlich auch verschiedene Darbringungen. Zum einen Essensdarbringungen und zum anderen auch Wasserdarbringungen. Das Darbringen von Opfern ist ein wichtiger Teil in buddhistischen Übungen. Die Opfer werden in sauberen Schalen gereicht. Es gibt normalerweise sieben Arten von Opfergaben auf einem Altar, jede mit einer besonderen Bedeutung. Die sieben Schalen symbolisieren die sieben Zweige des reinen Herzensflusses und des gesteigerten Verdienstes. Die Gemeinschaft Dromtönpa verfolgt in ihrer Tradition drei wichtige Ziele, die man nicht nur in der Theorie kennen, sondern auch ausleben soll: Die Vertiefung der eigenen Liebe zu anderen Menschen, das Finden von innerem Frieden sowie die Vergrösserung der eigenen Weisheit. 

«Vom Kopf ins Herz bringen»

Claude Graf

Die Gemeinschaft ist für viele ein Rückzugsort, wo sie abschalten und mithilfe spiritueller Praxen ihren inneren Frieden finden können. Dies zeigt sich auch durch die grosse Teilnahme und Neugierde der Interessierten. Dromtönpa ist zwar ein kleiner Verein, doch hinter ihm steht ein vielfältiges Team, dem es am Herzen liegt, ihre Weisheiten weiterzugeben, um gemeinsam ein harmonisches Zusammenleben zu ermöglichen. 

Kontakt

Dromtönpa Zentrum für Kadampa Buddhismus
Gerechtigkeitsgasse 77
3011 Bern

email hidden; JavaScript is required
https://www.buddhismus.be

10 Antworten

  1. Noah sagt:

    Sehr angenehm zu lesen.

  2. Rona sagt:

    Ich finde das Kurzporträt (Kastentext) von Claude Graf sehr interessant.

  3. Simea sagt:

    Ich finde das Porträt ist sehr gut aufgebaut und interessant zu lesen. Man erfährt viele wichtige und spannende Dinge über das Zentrum, sowie über Claude Graf. Auch die Bilder sind sehr gelungen!

  4. Emma sagt:

    Ich finde das Porträt ist sehr verständlich und gut aufgebaut. Interessant fand ich zu erfahren wie Claude Graf auf die Religion gestossen ist und wie die Gemeinschaft gegründet wurde.

  5. Marc sagt:

    Ich habe durch das Porträt viel neues über den Buddhismus erfahren. ψ(`∇´)ψ

  6. Malaika sagt:

    Ich finde die gelben Erklärungskasten, zum Kadampa Buddhismus sowie zu Claude Graf, eine gute und hilfreiche Idee. Zudem gefällt mir die Sprache sehr gut. Das Portrait ist angenehm zu lesen!

  7. Tanaya sagt:

    Ich finde den Bericht sehr informativ und spannend zu lesen. Die gelben Kästen für genauere Informationen sind eine gute Idee.
    Die Geschichte, wie der Kadampa Buddhismus in die Schweiz kam, gefällt mir. Auch die Art wie Kadampa praktiziert wird finde ich interessant. Liege ich richtig mit der Vermutung dass diese sicherlich auch viel Platz für eigene Interpretationen lässt?

  8. Gaia sagt:

    Der Zusammenhalt der Gemeinschaft kommt sehr schön zur Deutung.

  9. Guillaume sagt:

    Ein sehr interessantes Porträt. Gut finde ich vorallem das Gleichgewicht zwischen der Religion und der Religionsgemeinschaft. Es wurde nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig über den Ursprung der Religion bzw. wie die Religion in Europa ankamm geschrieben.

  10. Julia sagt:

    Das Porträt ist sehr ansprechend aufgebaut und gestaltet. Vor allem die Informationskasten sind eine sehr gute Idee.

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