Wat Saket – Wahrzeichen Bangkoks

Von Lenya Hofstetter
Volle Strassen, über die unzählige Motorräder, Tuk-Tuks und Autos fahren, lautes Stimmengewirr – und in der Luft hängt der intensive Geruch der vielen Streetfood-Stände, bei denen Fleisch, Fisch und vieles mehr angeboten wird: Das ist Bangkok. Mittendrin in diesem Gewusel befindet sich der "Wat Saket", einer der schönsten buddhistischen Tempel und eines der Wahrzeichen Bangkoks.
Aus dem Tuk-Tuk, in dem meine Familie und ich fahren, können wir schon von weitem die goldene Spitze des Tempels sehen, die jeweils "Chedi" genannt wird. Unser Tuk-Tuk-Fahrer hält vor einem eisernen Tor und lässt uns und unsere Reiseführerin May aussteigen. Wir betreten die Tempelanlage und sofort ist die Stimmung merklich anders als in der quirligen Stadt. Die tropische Luft wirkt reiner und statt des Motorenlärms hört man Vögel zwitschern. In den Bäumen sehen wir Eichhörnchen und überall in der Anlage streunen Katzen umher. Die Katzen folgen uns zu der Tafel, auf der die Tempelanlage abgebildet ist. In der Anlage befinden sich unter anderem mehrere kleinere Häuser, in denen sich Statuen des "Glücklichen Buddhas" oder Bilder des Buddhas befinden. Einige der Häuser dienen auch als einfache Unterkünfte für die hier lebenden Mönche. Ebenfalls gibt es eine Schule für junge Knaben, die zu Mönchen ausgebildet werden. Für Reisende, die zum Beispiel ihre Verwandten in Bangkok besuchen wollen, gibt es eine kostenlose, einfache Unterkunft, die von den Mönchen betrieben wird. Ausserdem sieht man auf dem Plan mehrere Zeremonie-Hallen und ein Krematorium. Mittendrin befindet sich der etwa 60 Meter hohe, künstlich aufgeschüttete "Goldene Hügel", auf dem der grosse Tempel thront. May nutzt unseren Halt sogleich, um uns etwas über den hier praktizierten Theravada-Buddhismus zu erzählen. Diese Form des Buddhismus bildet die vorherrschende buddhistische Glaubensrichtung in Thailand. Besonders wichtig ist die Lehre des historischen Buddha sowie die sogenannten Pali-Schriften, die als heilige Schriften die Grundlage für die Lehren des Theravada-Buddhismus bilden.

Wir gehen weiter in Richtung des Aufstiegs zum Tempel. Auf diesem Weg kommen wir an einer Art goldenen Spirale aus Metall vorbei, die sich um einen sogenannten "Bodhi-Baum" winden. Daran hängen herzförmige Metall-Plättchen, die eine Nachbildung der Blätter des Baumes sind. Auf diese Blätter schreiben Gläubige Wünsche in der Hoffnung, dass diese in Erfüllung gehen. Der Bodhi-Baum hat eine besondere Bedeutung im Buddhismus. So soll der Buddha unter einem solchen Baum Erleuchtung erlebt haben. Wir spazieren weiter in Richtung Tempel. Links und rechts vom Weg fallen uns unzählige Figuren von Elefanten, Drachen und kleinen Buddhas auf. Nach einem kurzen Weg geht es auf einer rötlichen Treppe, die sich um den "Golden Mount" windet, weiter hinauf zum grossen Tempel. Der Treppe entlang verläuft ein Bach, der in einem kleinen Teich mit Koi-Fischen mündet. In vielen Teilen Asiens gelten diese Fische als Zeichen des Glücks und des Wohlstands, sie stehen aber auch für Ausdauer und Stärke, da sie gegen den Strom schwimmen können. Auf dem Weg nach oben begleitet uns nicht nur die tropische Hitze, sondern auch der Geruch nach den bunten Blumen, vermischt mit Kaffee. Wegen der unglaublichen Pflanzenvielfalt könnte man vermuten, in einem botanischen Garten zu sein. Als wir etwa in der Mitte des Tempelhügels ein kleines Café erblicken, erklärt sich auch der Kaffeegeruch. Vor dem Kaffee sitzt eine goldene Figur der Phra Mae Thorani, einer Göttin, welche Buddha auf seinem Weg zur Erleuchtung geholfen haben soll. Vor ihr stehen als rührende Opfergaben ein Glas Orangensaft, ein Cappuccino und leuchtend orange Ringelblumen. Auf dem weiteren Weg Richtung grosser Tempel kommen wir an etwa zwanzig aufgereihten Glocken vorbei. Die Besucher schlagen diese Glocken, um die spirituelle Welt auf ihre Anwesenheit aufmerksam zu machen und negative Energien zu vertreiben. Nach einigen weiteren schweisstreibenden Treppenstufen sind wir endlich oben angelangt. Der Tempel ist ein viereckiges Gebäude mit dem typischen goldverzierten und verschnörkelten Dach. Unter dem Dachvorsprung hängen weitere Glöcklein und Bodhi-Blätter mit Wünschen. Von hier oben hat man eine wunderbare Aussicht über die Tempelanlage und Bangkok. Beim Eintreten in den Tempel müssen wir unsere Schuhe ausziehen. Als erstes sieht man mehrere Buddhas in unterschiedlichen sitzenden und stehenden Haltungen, diese stehen für die verschiedenen Wochentage. Neben den Buddhas stehen Körbe mit frischen Blumen und Räucherstäbchen. Um die Ecke befindet sich eine Theke, wo Getränke verkauft werden. Dort befinden sich auch in Plastikboxen verpackte Pakete. Der in einem typisch orangen Gewand gekleidete Mönch hinter der Theke erklärt uns, dass diese Pakete von Spenden finanziert werden. In Ihnen befindet sich das typische Mönchsgewand sowie Kokosmilch, Instant Nudeln, Shampoo, Zahnpasta und Erste Hilfe-Material, Nastücher, Tee und viele weitere nützliche Dinge. Diese Pakete werden nach dem Kauf entweder an die Mönche gegeben oder – ohne das Gewand – in Krisenregionen in Thailand geschickt, um den Menschen dort zu helfen. Nach einer kleinen letzten Treppe sind wir im runden Raum des "Heiligen Schreins". Dieser Raum symbolisiert die Verbindung zwischen Erde und Himmel, da er der höchstgelegene Raum der Tempelanlage ist. Darin stehen vier identische Buddhas mit goldener Schärpe über der Brust. Zwei Thais knien vor je einem Buddha und beten, eine junge Frau sitzt vor dem dritten und meditiert. Der Raum verbreitet eine ruhige, angenehme Atmosphäre. Danach verlassen wir den Tempel und gehen in der Mittagshitze wieder die rote Treppe runter. Auf einer der letzten Stufen sitzt eine kleine Kröte, die uns einmal an quakt und dann ins Gebüsch hüpft. Es wirkt fast so, als würde sie uns verabschieden.

Als ich hörte, dass wir im Ergänzungsfach Religion einen Bericht über ein ausgewähltes Thema schreiben sollten, zerbrach ich mir zunächst den Kopf, worüber ich denn schreiben könnte. Zum Glück reiste ich mit meiner Familie in den Herbstferien nach Thailand. Da nicht nur ich, sondern auch meine Eltern interessiert sind an verschiedenen Religionen, beschlossen wir, eine Tempelführung zu buchen, bei der wir neben anderen buddhistischen und hinduistischen Tempeln auch den "Golden Mount" besuchten. Dieser gefiel mir unter allen Tempelanlagen am besten. Da ich vorher nicht viel über den Buddhismus, vor allem nicht über den in Thailand praktizierten Buddhismus wusste, war ich sehr gespannt.
Was mich besonders faszinierte am Theravada-Buddhismus sind die unglaublich vielen Bräuche und Rituale. So ist schon der Weg hoch zum "Heiligen Schrein" nicht bloss eine gewöhnliche Treppe, sondern eine Art spiritueller Weg. Es fasziniert mich immer wieder, wie in Zusammenhang mit verschiedenen Religionen Dinge eine unterschiedliche Bedeutung haben können, wie etwa das Läuten einer Glocke.
Am Buddhismus gefällt mir besonders, dass er mehr bedeutet als das Anbeten einer höheren Macht. Er bildet eine Art Lebensphilosophie, es werden auch Spenden gesammelt für Krisenregionen, für andere Leute Wünsche aufgeschrieben. Der Tempel ist schlicht ein wunderbarer Rückzugsort für entspannte oder meditative Momente, egal ob man gläubig ist oder nicht. Da die Tempel jeweils von einer schönen Anlage umgeben sind, ergibt sich das Gefühl, eine wunderschöne Oase der Ruhe mitten im lauten und geschäftigen Bangkok zu besuchen. Dass die Anlagen so grün und belebt waren mit Pflanzen, Tieren und Menschen ist etwas, das ich von meinem christlichen Glauben her ebenfalls nicht kenne, aber sehr schön finde.
Ich war froh, dass meine Familie und ich den Tempel mit einer einheimischen Führerin besucht haben, welche uns viel interessantes Wissen vermitteln konnte. Vieles wäre uns sonst entgangen. Gelegentlich waren die vielen Informationen aber auch herausfordern und beinahe verwirrend, so etwa, wenn die Führerin sich auf eine der unzähligen Mythen bezog. Es wäre wohl ratsam, vor einem weiteren Besuch etwas Vorwissen anzusammeln. Dennoch: Der Besuch des Tempels war entspannend, lehrreich und einfach schön. Das Schreiben hat mir Spass bereitet, da es sich für mich nicht anfühlte wie eine sonstige Schulaufgabe, sondern eher, als würde ich einen Reisebericht verfassen. Ich würde mich in Zukunft gerne nochmals mit einer der diversen Ausprägungen des Buddhismus befassen. Ich kann allen Besuchern und Besucherinnen Bangkoks nur empfehlen, den "Golden Mount" auf ihre "Bucket List" zu setzen.