Das Projekt

Bilder: wikimedia commons

Was macht einen Ort heilig? Und was heisst «heilig» überhaupt? Ohne den Anspruch, diese Fragen erschöpfend zu klären, erzählen die hier porträtierten Menschen von ihrem ganz persönlichen Zugang zu einem heiligen Ort. Die vielfältigen Perspektiven zeigen: Heiligkeit bezieht sich längst nicht mehr nur auf den religiösen Bereich.

von Sibylle Marti und Matthias Kuhl

Heiligen Orten auf der Spur

Das Projekt «Mein heiliger Ort» bildet zwar den Abschluss des Ergänzungsfachs Religionslehre, knüpft aber an grundsätzliche Fragen an, die wir uns zu Beginn der zwei Jahre zum Phänomen Religion gestellt haben. Hier wie dort entzieht sich der Gegenstand einer klaren Fixierung und die Grenzen verschieben sich, je nach gewähltem Blickwinkel.

Städte wie Jerusalem, Mekka oder Varanasi erkennen wir problemlos als Heilige Orte (an) – wenn nicht als Pilgerziel, so zumindest als Anziehungspunkt für Reisende. Auch institutionalisierte sakrale Räume wie Moscheen oder Tempel sind uns als Orte bekannt, an denen durch die Gestaltung des Raumes eine Verbindung zum – wie auch immer gedachten – Heiligen geschaffen wird.

Die Bestimmung eines Ortes als heilig ist in hohem Masse erklärungsbedürftig. Die Vieldeutigkeit des Wortes «heilig», das sich längst auch in die Alltagssprache hervorgewagt hat – man denke nur an die erste Tasse Kaffee am Morgen oder die Zigarettenpause –, ist allerdings kein Grund, davor zu kapitulieren; vielmehr bildet sie die Ausgangslage für dieses Projekt.

Ziel ist es, die subjektiven Deutungen heiliger Orte nicht aufzulösen, sondern sichtbar zu machen. Dazu haben die Schülerinnen und Schüler ganz unterschiedliche Menschen je auf ihren heiligen Ort hin befragt, wobei die interviewten Personen sich nicht zwingend als religiös praktizierend beschreiben mussten.

Schritte zum Porträt

Im ersten Schritt des Projekts ging es darum, sich der eigenen Vorstellungen von heiligen Orten bewusst zu werden. Mit den daraus gewonnenen Erkenntnissen konnten wir einen Fragenkatalog entwickeln, der als verbindliche Basis für alle Interviews diente. Ausserdem waren diese Vorüberlegungen hilfreich, um die Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner gezielter auswählen zu können.

Nachdem die Interviews geführt worden waren, bestand die Herausforderung darin, den beschriebenen Ort in Bildern festzuhalten und ausgehend von den Antworten ein Porträt zu erstellen. Dass dieses aus der Ich-Perspektive der interviewten Person verfasst sein musste, diente gleichermassen als Verpflichtung und Übung, diese für sich – und nur für sich – sprechen zu lassen. 

Entstanden sind einzigartige Porträts, die intime Einblicke ermöglichen in das, was Menschen heilig ist.

Topologie des Heiligen

Nicht für alle hier beschriebenen Orte können feste Koordinaten vergeben werden: Geistige oder imaginierte Räume sind nur beschränkt begehbar und lassen sich auf keiner gewöhnlichen Karte eintragen. Die hier eingezeichneten Orte sind daher nicht nur topographisch, sondern auch symbolisch zu lesen.

Es wird ersichtlich, dass in einer säkularisierten Gesellschaft die Grenzen zwischen sakralen und profanen Bereichen nicht immer von blossem Auge zu erkennen sind. Eine Treppe oder eine gewöhnliche Parkbank scheinen nicht weniger als eine Kirchenbank geeignet, um Momente innerer Ruhe oder das Gefühl von Geborgenheit auszulösen. «Jeder Ort kann heilig werden», lautet denn auch der Titel eines Porträts.

In diesem Sinne laden wir Sie ein, sich von Ihrer Neugier leiten zu lassen und sich auf der Übersichtskarte und in den Texten zu verlaufen. Nehmen Sie sich Zeit, schauen Sie sich an den beschriebenen Orten um und lassen Sie sich anregen zum Nachdenken über heilige Orte!

Dank

Ein grosser Dank gebührt nicht nur den Schülerinnen und Schülern des Ergänzungsfachs für ihre sorgfältige Arbeit, sondern vor allem auch den Interviewpartnerinnen und Interviewpartnern, die sich auf die Gespräche eingelassen haben!

3 Antworten

  1. Martina Keller sagt:

    Liebe Beteiligten
    Diese Website ist eine wunderbare Sammlung unterschiedlichster Zugänge zu einem anspruchsvollen Thema. Ich erlebe durch die Beiträge eine Buntheit und eine Vielfalt an Haltungen, die selten so nahe beieinander anzutreffen sind. Die Offenheit und die Neugier, welche ich verspüre berührt mich sehr. Das engagierte Projekt gefällt mir und regt mich zum Nachdenken an – Danke für die Veröffentlichung! Alles Gute weiterhin und liebe Grüsse
    Martina Keller

  2. Matthias Kuhl sagt:

    Liebe Martina
    Herzlichen Dank für Deine schöne und erfreuliche Rückmeldung!
    Matthias

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